Museo Castello San Materno

9. Juni - 30. September 2018

Max Liebermann
Wegbereiter des deutschen Impressionismus

Max Liebermann (1847-1935), dem bedeutendsten Vertreter des deutschen Impressionismus, ist die dritte Sonderausstellung in den Räumen des Museo Castello San Materno von Ascona gewidmet. Max Liebermann - Wegbereiter des deutschen Impressionismus zeigt an Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen und Pastellen seine künstlerische Entwicklung auf - beginnend mit den Darstellungen aus dem Arbeiter- und Bauernmilieu über die Motive des bürgerlichen Freizeitvergnügens am Wasser und zu Land bis hin zu seinen Gartenbildern vom Wannsee.

Dank bedeutender Leihgaben aus Privatsammlungen in der Schweiz und Deutschland und in Zusammenarbeit mit dem Museum Kunst der Westküste in Alkersum auf Föhr und der Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin konnte diese Ausstellung realisiert werden. Diese Leihgaben treten in einen spannenden Dialog mit der erstmalig in ihrer Gesamtheit ausgestellten Sammlung von Werken Max Liebermanns der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten.

Die Ausstellung, kuratiert von Kunsthistoriker Harald Fiebig, ist ein Projekt der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten, Solothurn, in Kooperation mit dem Museo Comunale d"˜Arte Moderna und der Gemeinde Ascona.

Max Liebermann wird in Berlin als Sohn eines vermögenden jüdischen Fabrikanten geboren. Er wächst in großbürgerlichen Verhältnissen auf. Früh zeigt sich sein künstlerisches Talent. Schon als Schüler erhält er ersten Zeichenunterricht bei dem renommierten Berliner Jagd- und Tiermaler Carl Steffeck (1818-1890), der ihn ermuntert, ein Studium an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar aufzunehmen. Maßgeblich für die Kunst Liebermanns wird 1871 in Düsseldorf die Begegnung mit dem ungarischen Maler des Realismus Mihály von Munkácsy (1844-1900). Durch ihn wird Liebermann zu seinem ersten bedeutenden Frühwerk, den "žGänserupferinnen" (1872), angeregt.

Nach Abschluss seiner Studienzeit in Weimar siedelt Liebermann nach Paris über. Die französischen Landschaftsmaler der Schule von Barbizon - vor allem Jean-François Millet (1814-1875) mit seinen Darstellungen der bäuerlichen Arbeitswelt - beeinflussen Liebermanns weitere künstlerische Entwicklung. Die künstlerische Avantgarde, die Gruppe der Impressionisten, findet noch nicht seine Aufmerksamkeit.

Richtungsweisend für sein Werk der kommenden Jahre werden die Studienaufenthalte in den Niederlanden. Einem ersten im Jahr 1871 folgen bis 1913 weitere ausgedehnte Sommeraufenthalte. Vom Licht, von der Landschaft und dem einfachen Leben der Menschen ist Liebermann augenblicklich fasziniert: "žIn der Initmität liegt seine Schönheit. Und wie das Land so seine Leute: nichts Lautes, keine Pose oder Phrase." Von nun an werden die Niederlande, vor allem die Provinz Holland, zu seiner malerischen Heimat. Das Leben und die Arbeitswelt der holländischen Landund Dorfbevölkerung hält er in einer Vielzahl von Skizzen, Zeichnungen, Ölstudien und Gemälden fest.

Die Kunstkritik der damaligen Zeit steht den Werken aus der holländischen Schaffenszeit überaus skeptisch gegenüber. Als "žSchmutzmaler" wird er bezeichnet und erhält den Beinamen "žApostel der Hässlichkeit". Zu realistisch erscheinen den Kunstkritikern seine Darstellungen aus dem Arbeiter- und Bauernmilieu.

1878 siedelt Max Liebermann nach München über, der zu dieser Zeit führenden Kunstmetropole in Mitteleuropa. Nach langen Lehrjahren kehrt er 1884 wieder in seine Geburts- und Heimatstadt Berlin zurück, wo er im gleichen Jahr die aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammende Martha Marckwald (1857- 1943) heiratet. Ein Jahr später, am 19. August, wird ihre einzige Tochter Käthe (1885-1952) geboren.

Seine ersten künstlerischen Erfolge hat Max Liebermann im Ausland, doch mehr und mehr wird seine Kunst auch in seinem Heimatland anerkannt. Museumsankäufe erfolgen, und er erhält erste Auszeichnungen für seine Gemälde. Die kunstpolitischen Geschicke beginnt Max Liebermann als Professor, später als Präsident der Kunstakademie und als Mitbegründer und Vorsitzender der Berliner Secession zu lenken und mitzubestimmen.

Anfang der 1890er Jahre beginnt sich Liebermann mit dem französischen Impressionismus auseinanderzusetzen. Seine Farbpalette hellt sich auf, seine Malerei wird farbiger, seine Motive werden heiterer. Und um die Jahrhunderwende findet das bürgerliche Freizeitvergnügen immer häufiger Eingang in seine Kunst. Das bunte Treiben am Meer und Strand, die Alleen und Wege der Parkanlagen von Berlin oder der Umgebung von Potsdam und der beschwingte Trubel in den sommerlichen Ausflugslokalen werden zum malerischen Hauptmotiv.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zwingt ihn zur Beendigung seiner Mal- und Studienaufenthalte in den Niederlanden. Max Liebermann zieht sich mehr und mehr in sein Landhaus am Wannsee zurück, sein - wie er es selbst nennt - "žSchloss am See". Das im Süden von Berlin gelegene Seegrundstück in der Villen- und Landhauskolonie Alsen wird von Liebermann 1909 erworben, und schon 1910 war das elegante Haus mit Atelier errichtet. Die Planung der Gartenanlage findet im regen Austausch mit dem Museumsdirektor und Kunstpädagogen Alfred Lichtwark (1852-1914) statt. Als Rückzugsort vom hektischen Berliner Großstadtleben und familiäres Refugium geplant, dienen das Haus und vor allem der weitläufige Garten als Anregung für eine Vielzahl von Gemälden und Werken auf Papier.

Am 30. Januar 1933 erfolgt die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Aus Protest gegen das Ausstellungsverbot jüdischer Künstlerinnen und Künstler tritt Liebermann aus der Akademie der Künste aus, legt seine Ehrenpräsidentschaft nieder und zieht sich ganz aus der Öffentlichkeit zurück. "žIch schaue nicht mehr aus dem Fenster dieser Zimmer - ich will die neue Welt um mich herum nicht sehen." Am 8. Februar 1935 stirbt Max Liebermann in Berlin.

Harald Fiebig

Vernissage

Freitag, den 8. Juni, um 18.00 Uhr

Plakat

Sitz

Museo Castello San Materno, Ascona

Werke

Max Liebermann | Blick aus der Birkenallee nach Nordwesten | 1926 | Öl auf Leinwand | 55 x 75 cm | Fondazione per la cultura Kurt e Barbara Alten - Museo Castello San Materno, Ascona

Max Liebermann | Brabanter Spitzenklöpplerinnen - Studie mit vier Figuren | 1881 | Öl auf Leinwand | 26 x 33 cm | Privatsammlung, Schweiz

Max Liebermann | Der Garten des Künstlers am Wannsee mit Blick auf die Heckengärten | 1924 | Pastell auf Papier | 23.5 x 30 cm | Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin

Max Liebermann | Die große Seestraße in Wannsee mit Spaziergängern | 1920 | Öl auf Leinwand | 73 x 92 cm | Privatsammlung, Schweiz | Courtesy Beurret Bailly Widmer Auktionen AG

Max Liebermann | Am Luganer See | 1902 | Kreide auf Papier | 14.1 x 21.4 cm | Privatsammlung, Schweiz

Max Liebermann | Aus Scheveningen | 1899 | Schwarze Kreide und weisse Kreide gehöht auf Papier | 28.7 x 44.9 cm | Privatsammlung, Schweiz