Museo Comunale d'Arte Moderna

26. April - 19. Juli 2015

Paula Modersohn-Becker
Berlin - Worpswede - Paris

Der Höhepunkt der diesjährigen Ausstellungssaison des Museo Comunale d'Arte Moderna Ascona besteht in einer der deutschen Malerin Paula Modersohn-Becker gewidmeten Ausstellung. Diese, eine wichtige Vorläuferin der Klassischen Moderne, wurde 1876 in Dresden geboren, bildete sich künstlerisch zwischen Berlin, Worpswede und Paris aus und starb ganz jung, mit 31 Jahren, an den Folgen der Geburt ihrer Tochter. Die Ausstellung gehört zu den Projekten, mit denen das Museum die Künstler in der Sammlung der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten hervorheben möchte, die im vergangenen Jahr im neuen Museo Castello San Materno ihren Platz gefunden hat und in der neben anderen Künstlern aus dem Künstlerdorf Worpswede (Hans am Ende, Fritz Overbeck, Otto Modersohn) auch Paula Modersohn-Becker mit drei Werken vertreten ist (von denen zwei speziell in die Ausstellung aufgenommen wurden). Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts verließen diese Maler die Stadt auf der Suche nach einem ländlichen Leben, das vom Rhythmus der Natur und der bäuerlichen Kultur mit ihren Werten und ihrem Glauben geprägt sein sollte.

Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Paula-Modersohn- Becker-Stiftung und dem Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen realisiert wurde, ist monografisch angelegt und umfasst eine signifikante Auswahl von 36 Werken, in denen die wichtigsten Etappen im künstlerischen Werdegang der Malerin sichtbar werden: Berlin, Worpswede, Paris. Der Katalog folgt ihrem kurzen, aber intensiven Leben und zeigt die Beziehungen ihrer Kunst zu den Stilmerkmalen ihrer Lehrer und Weggefährten auf, ergänzt durch Auszüge aus ihrem Tagebuch. Dieses gehört - heute mehr denn je - zu den bedeutenden Dokumenten über den inneren Kampf einer jungen Frau und Künstlerin in einer männlich geprägten Gesellschaft, die auf jede mögliche Art versuchte, sich von den Bürden zu befreien, um sich selbst auszudrücken. Die Ausstellung macht die Beziehungen von Modersohn-Becker zur realistischen Kunst in Worpswede und den impressionistischen und neoimpressionistischen Stilrichtungen in Paris deutlich und eröffnet die intime Welt der Frau, Künstlerin und (werdenden) Mutter, die der Natur sowohl als Ort der Zuflucht als auch der harmonischen Aufnahme einen tiefen Sinn zuerkennt. Weiter geht es um die Kontakte der Künstlerin in Paris, ihre Auseinandersetzung mit der Modernität von Cézanne, den Künstlergruppen der Nabis und der Fauves sowie mit Van Gogh, Gauguin, Matisse und Picasso. So entsteht das Bild einer für die nordeuropäischen Avantgarden bedeutenden Malerin, der es in frühen Jahren gelang, sich bewusst und schmerzhaft von der mimetischen Kunst zu lösen, um dem Betrachter ihre eigene tragische und tief gefühlte Fremdheit gegenüber der Welt mitzuteilen.

Vernissage

Samstag, den 25. April, um 17.30 Uhr

Plakat

Sitz

Museo Comunale d'Arte Moderna, Ascona

In Zusammenarbeit mit

Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen

Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen

Medien


Der deutschsprachige Film Paula Modersohn-Becker, ein Atemzug... Von der Antike zur Moderne von der französischen Regisseurin Nathalie David wird im Museum gezeigt und die DVD ist für CHF 20.00 im Museumsshop verfügbar.

Über den Film:

  • von Rainer Stamm, Auftragsgeber des Filmes für das Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen:
  • Der Film ist sehr schön, bedächtig, ernst, sinnlich, poetisch; besonders der Kunstgriff, die bedächtige"šVorleserin' einzuführen, gefällt mir, aber auch die Stimmungen, das Flanieren. Eine wunderbare Symbiose aus Text, Bild und Musik. Das vertonte Requiem beeindruckt mich sehr.
  • von Ute Bai für die Welt, 18. Januar 2007:
  • Es gibt über Paula Modersohn-Becker nichts Neues zu erzählen. Aber wie die Dokumentarfilmerin Nathalie David das längst Bekannte, oft Zitierte zu einem Film über das Werden und Wachsen einer Malerin arrangiert, ist einfach wunderbar. Denn David erliegt nicht dem fatalen Irrtum, ihr Leben zu verkitschen und auf die beliebte Worpswede-Seeligkeit zu beschränken. Parallel zu den beiden Bremer Paula-Ausstellungen in der Kunsthalle und in den Kunstsammlungen Böttcherstraße (beide bis 24. Februar), die ihre Modernität und Einmaligkeit hervorheben, erzählt sie von Paulas Liebe zu Paris und von ihrem Kampf, gegen die Konventionen und Traditionen, Künstlerin zu werden und als Malerin anerkannt zu werden. Bedächtig, voller schöner Bilder, sinnlicher Sprecherstimmen und den wunderbaren Rilke-Interpretationen von Pascal von Wroblewsky, entsteht ein Stimmungsraum, der mehr von der jungen, avantgardistischen Malerin erzählt, als all die kitschigen Versuche, sie als Bauernkindermalerin und typische Frauenthemen-Künstlerin festzulegen.

Über die Regisseurin:

Nathalie David, geboren 1963 in Frankreich, lebt zurzeit in Hamburg. Studierte freie Kunst an der Villa Arson in Nizza und der HfbK Hamburg, mit anschließendem Zusatzstudium an der IHE von Ponthus Hulten in Paris und in visueller Kommunikation in Hamburg. Sie bekam das Hamburg-Stipendium. 2003/2004 erhielt sie ein einjähriges Fellow-Stipendium an der HFF Potsdam-Babelsberg. Sie sieht den dokumentarischen Blick als Genre und als spezifischen Kunst-Prozess.

Werke

Paula Modersohn-Becker | Oberkörper einer nach rechts vorgebeugten Frau | 1897/98 | Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen | © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen

Paula Modersohn-Becker | Alte Frau mit Haube im Profil nach links | 1899 | Privatsammlung | © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen

Paula Modersohn-Becker | Sitzende Frau nach links, Hände im Schoss | um 1898 | Privatsammlung | © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen

Paula Modersohn-Becker | Herbstlandschaft am Weyerberg | um 1899 | Museen Böttcherstrasse, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen

Paula Modersohn-Becker | Knabe am Weg unter Birken | 1900 | Museen Böttcherstrasse, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen

Paula Modersohn-Becker | Sitzende Bäuerin mit Kind auf dem Schoss | 1903 | Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen/Berlin | © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen

Paula Modersohn-Becker | Brustbild eines Mädchens mit Strohhut und Kind im Profil | um 1903 | Collezione privata | © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen

Paula Modersohn-Becker | Sitzendes Mädchen in weissem Hemde und stehender Mädchenakt | Mai/Juni 1906 | Museen Böttcherstrasse, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen

Paula Modersohn-Becker | Brustbild Lee Hoetger mit Blume | August 1906 | Museen Böttcherstrasse, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen

Paula Modersohn-Becker | Stilleben mit blauem Kasten | 1907 | Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen | © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen