Nach einer sorgfältigen Restaurierung wurde das Castello San Materno, dank des glücklichen Abkommens zwischen der Gemeinde Ascona und der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten, zur neuen Heimat der Gemäldesammlung der Familie Alten, welche ab 1979 in einer Zeitspanne von 30 Jahren durch die gemeinsame Sammelleidenschaft von Kurt Alten und seiner Frau Barbara entstanden ist.
Kurt Alten (1925-2009), der Gründer der Stiftung, war ein Ingenieur, der es mit einfallsreichem Weitblick auf dem Gebiet der Verladetechnik zu ausserordentlichem Erfolg gebracht hatte. Seine Fortune begann im Jahr 1957, als er die fahrbare Überladebrücke erfand, eine innovativen Idee auf einem expandierenden Markt erfand. Kurt Alten, der diese Produkte für die Verladung an der Rampe in der Alten Gerätebau GmbH Wennigsen und unter dem Markennamen hafa fortentwickelte, stieg bald zum europäischen Leader im Bereich der Verladetechnik auf. Der grosse Erfolg dieses Mannes wurde, wie es so oft geschieht, bis ans Ende seines Lebens von seiner Frau, Barbara Alten, begleitet und unterstützt.
Diese wichtige Kunstsammlung vereint mehr als 60 Werke von im deutschsprachigen Raum wirkenden Malern, die in der Zeit vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zu den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zur Kunstelite zählten. So finden wir hier die Impressionisten Max Liebermann und Lovis Corinth und die Künstler der Schule von Worpswede (Fritz Overbeck, Hans am Ende, Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker) dieses letzten Bollwerks der deutschen Romantik des 19. Jahrhunderts, das dann den Übergang vom menschlich-sozialen Realismus zum Impressionismus und schliesslich zum Expressionismus zeichnen sollte. Diese Strömung ist in der Sammlung durch mehrere Künstler der Brücke (Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Hermann Max Pechstein, Emil Nolde) und des Blauen Reiters (Alexej Jawlensky, August Macke) vertreten, dieser zwei Künstlervereinigungen, die expressionistische Konzepte im deutschsprachigen Raum verbreitet haben: den vitalistischen und sozial geprägten Expressionismus in Dresden und Berlin und den lyrisch-visionären in München.
Die Worpsweder Künstler der Kunstsammlung Alten stehen in besonderer Beziehung zur Geschichte von Ascona; denn viele von ihnen haben - direkt oder indirekt durch den Monte Verità - die Kunstszene Asconas bereichert und belebt. Man denke nur an die Ausdruckstänzerin Charlotte Bara (eigentlich Bachrach), die ihre Ausbildung in Worpswede erhalten und sich mit dem Architekten Carl Weidemeyer angefreundet hatte, der für sie in Ascona das heutige Teatro San Materno errichtete, welches dem Schlösschen gegenübersteht. Bis zu ihrem Tod lebte sie im Castello San Materno, dem heutigen Sitz der Kunstsammlung der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten. Darüber hinaus stand die Künstlerkolonie Worpswede - sie wurde 1889 gegründet und dauerte bis in die dreissiger Jahre des 20. Jahrhunderts fort - auf das Engste auch mit der Geschichte und den Protagonisten des Monte Verità und deren philosophischen Bezügen auf die »Lebensreform« in Verbindung, die in ganz Europa, von Norden bis Süden, zahlreiche Lebens- und Arbeitsgemeinschaften von Künstlern und Intellektuellen hervorbrachte, die den Fortschritt und die Zivilisation ablehnten.
Dieses Netz steht dank der Verflechtung mit individuellen Geschicken auch in direkter Beziehung zur »Lebensreform« wie sie in der Monte-Verità-Gemeinschaft in Ascona gelebt wurde. Diese lebensreformerische Kolonie machte Ascona, von ihrer Gründung im Jahr 1900 bis über den Zweiten Weltkrieg hinaus, zu einem Pilgerziel von Naturisten, Theosophen, Anarchisten, Psychoanalytikern und politisch Verfolgten, aber auch von Malern, Bildhauern und Tänzern, die hier Utopien und neue Lebensformen experimentierten und in ganz Europa verbreiteten.
Mit der historischen Avantgarde, die in der Kunstsammlung Alten durch die Künstler der Brücke und des Blauen Reiters vertreten ist, tritt erneut die enge Verbindung zu Ascona in Erscheinung, das dank der Anwesenheit zahlreicher dieser Bewegung angehörender Künstler besonders in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu einer Wiege des zweiten europäischen Expressionismus geworden war. Man denke allein an Jawlenskys Aufenthalt von 1918 bis 1922 und an den Verbleib von Marianne Werefkin sogar bis zu ihrem Tod im Jahr 1938.
Es erscheint also offenkundig, dass die Sammlung Alten durch ihre Werke und durch ihre Künstler einen grossen historischen und kulturellen Wert in sich trägt. So war ein ausschlaggebendes Kriterium bei der stilistischen Wahl der Werke auch die sogenannte »Stimmung«, die heute wieder in den erneuerten Innenräumen des Castello San Materno anklingt. Diese ganz und gar nicht leeren und anonymen Räume tragen eine von jahrhundertelanger Geschichte und Lebensart geprägte Stimmung in sich, die bestens mit dieser »passionierten« Sammlung harmoniert. Eine Sammlung die nun dem Publikum zugänglich wird, mit dem Wunsch, ein Mittel der gemeinsamen Anteilnahme, der Erfahrung, des Wissens und ein Ort der Schönheit und der Kultur zu werden.
Mara Folini, 2014
* 21.7.1858 Tapiau (Ostpreußen)
" 17.7.1925 Zandvoort (Niederlande)
Die Eltern betreiben eine Gerberei sowie Landwirtschaft;
1866 - 1873 Besuch des Gymnasiums in
Königsberg, in dieser Zeit wohnt er bei der Schwester
seiner Mutter; Rückkehr ins Elternhaus nach
dem Tod der Mutter (1873). Bald darauf Hinwendung
zur Malerei und ab 1876 Besuch der Kunstakademie
in Königsberg, Schüler von Otto Günther.
1880 weitere Ausbildung an der Kunstakademie in
München, anfangs bei Franz von Defregger, später
bei Ludwig Löfftz.
1882/83 Militärdienst, anschließend Studienreise
nach Italien. Weitere Ausbildung 1884 in Antwerpen
bei Paul Eugène Gorge, in Paris bei Tony
Robert-Fleury und Adolphe William Bouguereau
(v.a. Aktmalerei). 1886 Aufenthalte an der Ostseeküste
mit Hans Olde und ab 1887 in Berlin, wo er
mit Künstlern wie Max Klinger, Walter Leistikow
u.a. in Kontakt kommt. 1889 Tod des Vaters; Ende
1890 Umzug nach München.
1892 Mitglied der »Münchener Secession«, 1893
Mitbegründer (neben Max Slevogt, Peter Behrens
u.a.) der »Freien Vereinigung«, die aus der »Secession
« ausgeschlossen wird; enger Kontakt zur
Münchener Literaturszene (mit Max Halbe, Frank
Wedekind, Eduard von Keyserling, Otto Erich
Hartleben u.a.); Mitgründer der Freimaurerloge »In
Treue fest«, der er zeitlebens verbunden bleibt.
Aufgrund fehlender Anerkennung seiner Werke
1901 Entschluss zur Rückkehr nach Berlin, im
Herbst Gründung einer sich erfolgreich entwickelnden
Malschule; eine seiner ersten Schülerinnen ist
die 21-jährige Charlotte Berend, die er am 26.3.1903
heiratet; 1904 Geburt des Sohnes Thomas, 1909 der
Tochter Wilhelmine. 1902 im Vorstand der »Berliner
Secession«, regelmäßig beteiligt an den Jahresausstellungen
der »Secession«, 1911 zu deren ersten
Vorsitzenden gewählt.
Im Dezember 1911 Schlaganfall, der eine halbseitige
Lähmung zur Folge hat. 1918 Ausstellung
der »Secession« anlässlich seines 60. Geburtstages.
1919 Rückzug ins eigene Domizil in Urfeld
am Walchensee, »Haus Petermann«, in dem sein
hochgeschätztes Spätwerk entsteht. Gestorben
auf einer Studienreise nach Amsterdam an einer
Lungenentzündung.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Blumen in zwei Vasen | 1919 | Öl auf Holz | 72 × 58 cm | FKBA 12
* 31.12.1864 Trier
" 9.7.1918 Stettin
Mitglied der »Künstlerkolonie Worpswede«
Sohn eines Pfarrers, aufgewachsen in Trier. 1872
Umzug der Familie nach Kirchscheidungen bei
Naumburg/Saale. Nach dem Schulabschluss in Pforta
bei Bad Kösen Studium an der Akademie der Bildenden
Künste in München (bei Wilhelm von Diez) und
Karlsruhe (bei Ferdinand Keller).
Der mit ihm seit der gemeinsamen Militärzeit befreundete
Fritz Mackensen bewegt ihn 1889 zum Umzug
nach Worpswede; 1892/93 in Berlin Studium bei
Otto Knille. Gemeinsam mit Fritz Mackensen, Fritz
Overbeck, Otto Modersohn und Heinrich Vogeler 1895
Mitbegründer der »Künstlerkolonie Worpswede«. 1895
beteiligt an der ersten Ausstellung der Worpsweder
Maler in der Bremer Kunsthalle sowie im Herbst 1895
und 1896 an der Glaspalastausstellung in München.
Bau des eigenen Wohn- und Atelierhauses »Buchenhof
« neben Vogelers »Barkenhoff«; 1897 Heirat mit
Magda Willatzen, Tochter eines Bremer Gymnasialprofessors
und Schriftstellers. Würdigung in Rainer Maria
Rilkes Monographie »Worpswede« (1903).
Ab 1914 als Freiwilliger Soldat im Ersten Weltkrieg,
Einsatz an der Westfront; auch aus den Kriegsjahren
sind Arbeiten - darunter v.a. Tuschezeichnungen -
von ihm erhalten. Im April 1918 bei Messines (Belgien)
schwer verwundet; den Verletzungen erliegt er in
einem Lazarett in Stettin.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Herbsttag bei Worpswede | um 1895 | Öl auf Leinwand, auf Hartfaserplatte kaschiert | 35,5 × 47,8 cm | FKBA 01
* 31.7.1883 Döbeln (Sachsen)
" 27.1.1970 Radolfzell/Bodensee
Schulausbildung in Olbernhau, Freiberg und Chemnitz,
Freundschaft mit Karl Schmidt-Rottluff. Studierte
ab 1904 für drei Semester Architektur bei Fritz
Schumacher an der Technischen Hochschule Dresden;
1905 mit Schmidt-Rottluff, Fritz Bleyl, Ernst Ludwig
Kirchner Gründung der Künstlergruppe »Brücke«.
Zwischen 1907 und 1911 jährlich Sommer- und
Herbstaufenthalte in Norddeutschland (v.a. in
Dangast), 1909 Italienreise. Von 1910 an mit dem in
Berlin lebenden Otto Mueller befreundet; Herbst 1911
Umzug nach Berlin, wo er das Atelier Muellers bezieht. Freundschaftliche Beziehungen zu Franz Marc, August Macke und Lyonel Feininger. 1913 Entdeckung
von Osterholz an der Flensburger Förde; es wird neuer
Sommer- und Herbstaufenthaltsort bis 1943.
Im Ersten Weltkrieg von 1915 bis 1918 freiwilliger Pfleger
beim Roten Kreuz, Bekanntschaft mit Max Beckmann,
Max Kaus und James Ensor. Ab November 1918
wieder in Berlin; in den folgenden Jahren ausgedehnte
Reisen durch Norddeutschland sowie ins europäische
Ausland (Frankreich, Italien, Schweden, Dänemark).
1937 verhängen die Nationalsozialisten über ihn Ausstellungsverbot,
beschlagnahmen nahezu 750 seiner
Arbeiten aus deutschen Museen. 1944 Zerstörung
seines Berliner Ateliers nach Bombenangriff, Verlust einer
Vielzahl seiner Werke; im selben Jahr Umzug nach
Hemmenhofen am Bodensee. 1949 - 1955 Berufung an
die Kunstakademie in Karlsruhe. Erich Heckel stirbt am
27. Januar 1970 in Radolfzell am Bodensee.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Stilleben | 1913 | Öl auf Leinwand | 65 × 45 cm | FKBA 26 | © 2014, ProLitteris, Zurich
* 13.3.1864 Torschok/Twer (Russland)
" 15.3.1941 Wiesbaden
Aus russischer Adelsfamilie stammend, aufgewachsen
in Moskau. 1882 Besuch einer Industrie- und
Kunstausstellung in Moskau; die Gemäldeausstellung
beeindruckt ihn stark. 1884 Eintritt in Kadettenschule
des Zweiten Moskauer Kadettenkorps; erhält dort
Unterricht im Zeichnen. 1889 Versetzung nach St.
Petersburg, um neben der Militärlaufbahn Malerei
an der dortigen Kunstakademie zu studieren.
Durch seinen Lehrer Ilja Repin lernt er die Malerin
Marianne Werefkin kennen, mit der er nach dem
Verlassen des Militärs 1896 nach München zieht
und bis 1921 zusammenlebte. Gründete 1909 mit
Wassily Kandinsky, Franz Marc, August Macke u.a.
die »Neue Künstlervereinigung München«, die sich ab
1911 als »Der Blaue Reiter« etabliert. Zu Beginn des
Ersten Weltkriegs als russischer Staatsangehöriger
aus Deutschland ausgewiesen, lebt von da an in der
Schweiz, ab April 1918 mit seiner Familie und M.
Werefkin in Ascona. 1920 teilweise Rückkehr nach
München, im Jahr darauf in Wiesbaden ansässig.
1924 Initiative zur Gründung der Vereinigung »Die
Blaue Vier«, der Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger
und Paul Klee angehören. 1927 erste Anzeichen
einer rheumatoiden Arthritis, die seine Arbeit stark einschränkte; ab 1937 auf den Rollstuhl angewiesen, von 1938 an vollständig gelähmt. Unter dem Einfluss des Fauvismus entstehen Landschaftsdarstellungen,
Stillleben, Porträts mit Tendenz zur Abstraktion; in den
1920er-Jahren v.a. konstruktivistische Arbeiten. Alexej
von Jawlensky stirbt am 15. März 1941 in Wiesbaden.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Kirche Prerow | 1911 | Öl auf Malkarton | 52,4 × 48,5 cm | FKBA 23
* 6.5.1880 Aschaffenburg
" 15.6.1938 Frauenkirch/Davos
Sohn eines Chemikers; Schulausbildung im schweizerischen
Perlen und in Chemnitz. 1901 - 1905
Architekturstudium an der Technischen Hochschule
Dresden; zum Wintersemester 1903/04 Wechsel
an die Hochschule nach München. Besucht darüber
hinaus Kurse an der »Versuchs- und Lehranstalt für
Angewandte und Freie Kunst« in Kompositionslehre
und Aktzeichnen. 1904 Rückkehr nach Dresden.
Kirchner befasst sich fortan immer intensiver mit
der Bildenden Kunst, zu der er, beeinflusst von den
Werken Dürers und der alten Niederländer, durch
Freunde wie Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl
Schmidt-Rottluff Zugang findet. Mit den Genannten
1905 Gründung der Künstlergemeinschaft »Brücke«,
1906 verfasst er das »Programm der Brücke«. 1911
mit Max Pechstein Gründung des MUIM-Instituts (=
Moderner Unterricht in Malerei) in Berlin. Er lernt
Erna Schilling (1884 - 1945) kennen, sie wird bevorzugtes
Modell und langjährige Lebensgefährtin. 1913
Auflösung der Künstlergemeinschaft.
Der Militärdienst und die Kriegserlebnisse stürzen ihn
in eine existenzielle Krise. 1915 kommt es zum Zusammenbruch;
Aufenthalte in Sanatorien (Königstein/
Taunus, Charlottenburg), ab 1917 regelmäßig in Davos.
1923 lässt er sich in Frauenkirch bei Davos nieder.
In den letzten Jahren insbesondere mit expressionistischen
Buchillustrationen (z.B. Georg Heyms »Umbra
vitae«) und Bildern stark divergierender stilistischer
Ausrichtungen hervorgetreten, vorübergehend auch
Hinwendung zum Kubismus. 1931 Mitglied der Preußischen
Akademie der Künste. Nach der nationalsozialistischen
Machtübernahme 1933 aus der Akademie
ausgeschlossen; 1937 Beschlagnahme von rund 650
seiner Werke in deutschen Museen.
Im Jahr darauf setzte der Künstler seinem Leben
ein Ende.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Blick vom Balkon | 1916/17 | Öl auf Leinwand | 60 × 40 cm | FKBA 27
20.7.1847 Berlin
" 8.2.1935 Berlin
Aus jüdischer Familie des Berliner Großbürgertums
stammend; 1862 - 1864 privater Zeichenunterricht
bei Carl Steffeck; 1866 Abitur, Beginn eines geisteswissenschaftlichen
Studiums an der Universität Berlin.
Im Frühjahr 1868 Wechsel nach Weimar an die
Großherzogliche Kunstschule, wo er v.a. von
Paul Thumann unterrichtet wird. 1871 Reise
nach Düsseldorf, Amsterdam und Scheveningen,
schließlich 1872 nach Paris, wo er den Werken von
Jean-François Millet, Gustave Courbet und Théodule
Ribot begegnet. 1874 Aufenthalt in Barbizon (erste
Annäherung an die »Freilichtmalerei«), später in
den Niederlanden (Haarlem), wo er Arbeiten von
Franz Hals studiert und kopiert.
1878 Begegnung mit Franz von Lenbach in Venedig,
auf dessen Rat Umzug nach München. 1884
Rückkehr nach Berlin, dort heiratet er im September
desselben Jahres Martha Marckwald; 1885 Geburt
der Tochter Käthe. In den späten 1880er-Jahren -
beeinflusst von den französischen Impressionisten -
allmählicher Übergang vom naturalistischen,
zumeist soziale Themen aufgreifenden Malstil zu
einem impressionistischen eigener Prägung.
In Berlin 1892 gemeinsam mit Walter Leistikow
Gründung der »Gruppe der Elf«; 1898 Gründungsmitglied
der »Berliner Secession«, deren Präsident
bis 1911. Lovis Corinth, Max Slevogt und er
werden zu den Hauptvertretern des deutschen
Impressionismus. 1897 Ernennung zum Professor
der Königlichen Akademie der Künste in Berlin.
Jährliche Reisen in die Niederlande, u.a. nach
Zandvoort und Scheveningen (1899), Amsterdam
(1901), ferner nach Hamburg (1902), wo er im Auftrag
Alfred Lichtwarks Ansichten der Umgebung
Hamburgs alt.
1909/10 Bau einer Villa am Wannsee, in der er
künftig die Sommermonate verbringt; der Garten
inspiriert ihn zu mehr als 200 Ölbildern und ebenso
vielen Graphiken. 1911 Austritt aus der »Secession
«, stattdessen schließt er sich der im Jahr zuvor
gegründeten »Neuen Secession« an; lebt während
des Ersten Weltkriegs zurückgezogen, aber intensiv
malend in seiner Wannsee-Villa. 1920 - 1932
Präsident der Preußischen Akademie der Künste. 1933 - am Tag der Bücherverbrennung (10. Mai) - Rücktritt als Ehrenpräsident
der Akademie der
Künste, weil die Sektion für Bildende Kunst beschlossen
hatte, keine Bilder jüdischer Künstler
mehr auszustellen. Rückzug aus der Öffentlichkeit
bis zu seinem Tod zwei Jahre später.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Am Strand von Noordwijk | 1908 | Öl auf Malkarton | 36,5 × 53,5 cm | FKBA 18
* 3. 1.1887 Meschede (Westfalen)
" 26.9.1914 Perthes-lès-Hurlus (Frankreich)
Als Sohn eines Ingenieurs und Bauunternehmers in
Köln aufgewachsen; ab 1897 Besuch eines Gymnasiums
in Köln, nach Umzug 1900 eines Realgymnasiums
in Bonn. 1904-06 Studium an der Königlichen
Kunstakademie in Bonn, parallel ab 1905 an der
Kunstgewerbeschule in Düsseldorf; Schüler u.a. von
Fritz Helmuth Ehmcke.
1906 entwirft er Bühnenbilder für eine Macbeth-
Inszenierung des Düsseldorfer Schauspielhauses
aufgrund seiner Freundschaft mit den Dramaturgen
Herbert Eulenberg und Wilhelm Schmidtbonn. 1907
in Paris beeindruckt vom Impressionismus, 1907/08
in Berlin Schüler an der privaten Kunstschule Lovis
Corinths; Italienreise und zweiter Parisaufenthalt.
1908 einjähriger Militärdienst. Im Oktober 1909
heiratet er die Bonner Fabrikantentochter Elisabeth
Gerhardt, Freundin und bevorzugtes Modell schon
seit 1903; die Söhne Walter und Wolfgang werden
1910 bzw. 1913 geboren.
1910 Kontakt zu Franz Marc am Tegernsee sowie
zu Wassily Kandinsky und der »Neuen Künstlervereinigung
München« (ab 1911 unter dem Namen
»Der Blaue Reiter«) in München; beteiligt an
deren Ausstellungen und mit Texten und Bildern
auch vertreten im Almanach »Der Blaue Reiter«.
Nach Bekanntschaft mit Robert Delaunay in Paris
beeinflusst von Kubismus und Futurismus; 1913
mehrere Monate Aufenthalt in Hilterfingen am
Thuner See. Teilnahme an Ausstellungen in Dresden,
Berlin, Bonn (»Rheinische Expressionisten«);
1914 Reise nach Tunesien mit Paul Klee und Louis
René Moilliet, während der eine Serie seiner wohl
bedeutendsten Aquarelle entsteht. August Macke
fällt als Offizier zu Beginn des Ersten Weltkriegs an
der Westfront.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Auf dem Sofa eingeschlafen | 1911 | Aquarell über Bleistift auf Papier auf Karton | 62 × 49,3 cm | FKBA 24
* 22.2.1865 Soest (Westfalen)
" 10.3.1943 Rotenburg a.d. Wümme
Mitglied der »Künstlerkolonie Worpswede«
Kindheit und Jugend in Soest und Münster; ab 1884
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, ab 1888
an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe
bei Hermann Baisch.
1889 mit Fritz Mackensen Reise nach Worpswede,
beide schließen Künstlerfreundschaften mit Hans
am Ende, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler, 1895
Zusammenschluss zur »Künstlerkolonie Worpswede
«; im selben Jahr erste gemeinsame Ausstellung
der »Worpsweder« in der Bremer Kunsthalle sowie im
Herbst 1895 und 1896 an der Glaspalastausstellung
in München.
1897 Heirat mit der Bremer Kaufmannstochter Helene
Schröder (" 1900). Seinem Streben nach künstlerischer
Freiheit folgend, verlässt Modersohn (wie
auch H. Vogeler und F. Overbeck) 1899 die Gruppe;
Beginn enger Freundschaften mit Rainer Maria Rilke
und Carl Hauptmann. Von 1901 an in zweiter Ehe
mit der Malerin Paula Becker (" 1907) verheiratet;
besonders intensive Schaffensperiode dank des künstlerischen
Spannungsfeldes zwischen den Eheleuten.
1908 Umzug ins wenige Kilometer entfernte Fischerhude.
1909 dritte Ehe mit Louise Breling, Tochter des
Genre- und Historienmalers Heinrich Breling. In den
1920er- und 1930er-Jahren mehrere Studienreisen
mit seiner Frau in die Niederlande, durch Süddeutschland
und vor allem ins Allgäu; 1930 Erwerb
eines Bauernhauses auf dem dortigen Gailenberg bei
Hindelang, wo er bis 1935 regelmäßig während des
Frühjahrs und Sommers malt. Otto Modersohn stirbt
1943 nach kurzer Krankheit.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Worpsweder Scheune im Herbst | 1902 | Öl auf Malkarton | 41 × 58 cm | FKBA 03
* 8.2.1876 Dresden
" 20.11.1907 Worpswede
Tochter des Bauingenieurs Carl Woldemar Becker
und der thüringischem Adel entstammenden Mathilde
von Bültzingslöwen; 1888 Umzug der Familie nach
Bremen, wo der Vater die Stelle eines Baurats antritt.
1892 Englandaufenthalt bei einer Schwester des Vaters,
1893 - 1895 Ausbildung zur Lehrerin; nebenher Privatunterricht in Malerei bei Bernhard Wiegandt. Im April 1895 erste Begegnung mit Werken der
Worpsweder anlässlich der Ausstellung in der Bremer
Kunsthalle. 1896 in Berlin Besuch der dortigen Malund
Zeichenschule des »Vereins der Berliner Künstlerinnen
«, 1897 Schülerin der Berliner Malerin Jeanne
Bauck. Im September 1898 Umzug nach Worpswede,
dort Schülerin von Fritz Mackensen; Freundschaft
v.a. mit Clara Westhoff.
1899 erste Ausstellungsbeteiligung und Anfang
1900 erster Aufenthalt in Paris; Studium an der
Académie Colarossi, u.a. bei Louis-Auguste Girardot.
In Worpswede u.a. Kontakt zu Helene und Otto Modersohn,
den sie am 25.5.1901 - nach dem Tode von
dessen Frau im Jahr zuvor - heiratet.
1903 für zwei Monate erneut in Paris; enge Verbindung
zu Rainer Maria und Clara (geb. Westhoff) Rilke.
1903 - 1905 in Worpswede intensive Schaffensphase,
in der sie mit Kinderbildern und Selbstporträts ihren
Stil zu finden sucht. 1905 mit Otto Modersohn und
Künstlerfreunden in Paris; eingehende
Beschäftigung mit den Arbeiten der französischen Impressionisten
(v.a. Paul Cézannes) sowie den Werken Paul Gauguins.
1906 vorübergehende Trennung von ihrem Mann,
Aufenthalt in Paris, Ende des Jahres Versöhnung und
Rückkehr nach Worpswede. Am 2.11.1907 Geburt
der Tochter Mathilde. Tod durch eine nach der Geburt
auftretende Embolie.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Mädchen mit Gänsen an einem Tümpel | um 1901 | Öl auf Malkarton | 49,5 × 46 cm | FKBA 09
(eigentlich Hansen, Hans Emil)
* 7.8.1867 Nolde/Buhrkall, Schleswig-Holstein
" 13.4.1956 Seebüll (Nordfriesland)
Aus einer Bauernfamilie im deutsch-dänischen Grenzgebiet
stammend; gegen den elterlichen Willen Lehre
als Holzbildhauer bei einem Flensburger Möbelhersteller,
danach Wanderjahre als Holzschnitzer und
Zeichner in München, Karlsruhe und Berlin; 1892
Lehrer für Ornamentales Zeichnen und Modellieren
am Industrie- und Gewerbemuseum in St. Gallen.
1898 Umzug nach München, Besuch der privaten
Malschule von Friedrich Fehr, 1899 der »Dachauer
Malschule« von Adolf Hölzel. Ende des Jahres in Paris,
studiert er die alten Meister im Louvre, kopiert Tizian
und betreibt Aktstudien; im Sommer 1901 Aufenthalt
in Jütland. 1902 legt er sich den Künstlernamen Nolde zu, heiratet die dänische Pastorentochter und Schauspielerin Ada Vilstrup; das Paar zieht 1903 nach Guderup auf der Insel Alsen, die Wintermonate
verbringt Nolde in den folgenden Jahren zumeist
in Berlin. In dieser Zeit entstehen Porträts sowie
zahlreiche Blumen- und Gartenbilder, im Stil von den
französischen Impressionisten beeinflusst.
1906/07 schließt er sich für kurze Zeit dem Kreis
der »Brücke«-Maler an, 1908 wird er Mitglied der
»Berliner Secession«; bei Ausstellungen der Künstlervereinigungen
erregen seine Bilder Aufmerksamkeit.
Ab Sommer 1909 malt er in Ruttebüll nahe dem
späteren Seebüll erste Bilder zu religiösen Themen.
1910 Ausschluss aus der »Secession« aufgrund von
Streitigkeiten mit dem Vorstand, stattdessen Beitritt
zur »Neuen Secession«.
1913/14 Teilnahme an einer »Deutsch-Neuguinea-
Expedition«, die ihn über Sibirien, Japan und China in
die Südsee führt; das Erlebte verarbeitet er in Ölbildern
und in zahlreichen Aquarellen. 1916 Umzug
nach Utenwarf, wo er ein kleines Bauernhaus erworben
hatte; 1919 Mitglied im »Arbeitsrat für Kunst«.
1926 nach eigenen Entwürfen Bau des Wohn- und
Atelierhauses »Seebüll«, südlich der deutsch-dänischen
Grenze, das zur Zuflucht während der NS-Zeit
wird und sein Zuhause bis zum Lebensende bleibt.
1931 Aufnahme in die Preußische Akademie der
Künste. Mit Beginn der NS-Herrschaft 1933 als »entarteter
« Künstler diffamiert, wird er zum Verlassen
der Akademie gezwungen. Von den Aktionen der
Nationalsozialisten gegen »entartete« Kunst ist er
besonders betroffen; mehr als 1000 seiner Werke
werden aus deutschen Museen entfernt, zur gleichen
Zeit erhält er Mal- und Ausstellungsverbot. Bis 1945
malte er insgeheim kleinformatige Aquarelle - die
»Ungemalten Bilder« -, die Verwendung von Ölfarben
hätte ihn verraten. Emil Nolde stirbt am 13. April
1956 in Seebüll.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Zwei Sonnenblumen und Helenium | um 1930 | Aquarell und Deckfarben auf Japanpapier | 34,5 × 45,5 cm | FKBA 30 | © Nolde Stiftung Seebüll
* 15.9.1869 Bremen
" 8.6.1909 Bröcken/Vegesack
Mitglied der »Künstlerkolonie Worpswede«
Vater Technischer Direktor des Norddeutschen
Lloyds, Kindheit und Jugend in Bremen, Abitur am
dortigen Alten Gymnasium. 1889 - 1893 Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Eugène Dücker, Peter Janssen d.Ä., Olof Jernberg und Paul Vorberg.
1892 erster Studienaufenthalt in Worpswede, zweiter
Aufenthalt ein Jahr später. Auf Anregung Otto Modersohns
1894 Umzug nach Worpswede. Gemeinsam
mit Fritz Mackensen, Otto Modersohn und Heinrich
Vogeler 1895 Mitbegründer der »Künstlerkolonie
Worpswede«. 1895 beteiligt an der ersten Ausstellung
der Worpsweder Maler in der Bremer Kunsthalle
sowie im Herbst 1895 und 1896 an der Glaspalastausstellung
in München.
1896 Atelier auf dem Weyerberg. 1897 Heirat seiner
Schülerin Hermine Rohte. 1899 Trennung von der »Künstlerkolonie Worpswede«; um 1900 Auftragsarbeiten für den Kölner Schokoladenhersteller
Ludwig Stollwerck. 1903/04/07 Studienaufenthalte
auf Sylt. 1905 Umzug nach Bröcken bei
Vegesack. 1906 Sommeraufenthalt in der Rhön; im
November und Dezember 1908 Aufenthalt in Davos zur
Begleitung seiner lungenkranken Frau. Fritz Overbeck
stirbt im Alter von 39 Jahren an einem Schlaganfall.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Gruppe von Birkenstämmen | um 1896 | Öl auf Malkarton, auf Leinwand kaschiert | 60 × 43,6 cm | FKBA 08
* 31.12.1881 Zwickau
" 29.6.1955 Berlin
Zunächst Ausbildung in Zwickau zum Dekorationsmaler;
während der Lehrzeit 1896 - 1900 Besuch der
Gewerbe- und Innungsschule, ab 1900 Studium an
der Königlichen Kunstgewerbeschule. Ab 1903 Meisterschüler
von Otto Gussmann an der Königlichen
Akademie der bildenden Künste in Dresden; nebenher
erste Wand- und Glasmalereien für Architekten.
Nach Begegnungen mit Ernst Ludwig Kirchner und
Erich Heckel 1906 in Berlin Anschluss an die Künstlervereinigung
»Brücke«; 1907 Reisen nach Italien
sowie nach Paris. Von 1908 an in Berlin, Mitglied der
»Berliner Secession«, nach Ausscheiden dort 1910
Mitbegründer der »Neuen Secession«. 1914 Südseereise,
die Erfahrungen dieser Reise finden ihren Niederschlag
in den Werken der folgenden Jahre (Ölbilder,
Lithographien, Radierungen mit exotischen Motiven);
als Soldat im Ersten Weltkrieg. 1918 Mitbegründer der
»Novembergruppe« sowie des Arbeiterrates in Berlin;
1923 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste,
Übernahme einer Professur an der Akademie. Nach
der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 Verlust des Lehramtes, durch Malverbot werden seine Arbeitsmöglichkeiten weiter eingeschränkt; 1937 erfolgt sein Ausschluss aus der Akademie. Rehabilitierung
nach 1945 durch Erhalt einer Professur an
der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Max
Pechstein stirbt am 29. Juni 1955 in Berlin.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Dorf | 1909 | Öl auf Leinwand | 54 × 63 cm | FKBA 34 | © Pechstein Hamburg/Toekendorf / 2014, ProLitteris, Zurich
* 22.12.1849 Niendorf (Schleswig-Holstein)
" 8.1.1938 Hagen (Nordrhein-Westfalen)
Aus einer armen Bauernfamilie; 1864 macht die
Verletzung seines Beines nach einem Sturz von einem
Baum ein zweijähriges Krankenlager nötig. Seine
künstlerische Begabung wird durch den behandelnden
Arzt entdeckt und gefördert.
1870 - 1884 Studium der Historien-, Figuren- und
Aktmalerei an der Großherzoglichen Kunstschule
(später Akademie) in Weimar. Anfänge mit realistischer
Landschaftsmalerei, beeinflusst vom
französischen Impressionismus; Wandlung hin
zur »Freilichtmalerei«. 1873 Amputation des
rechten Beines.
1900 auf Vermittlung Henry van de Veldes Umzug
nach Hagen; das dort entstehende Folkwang-
Museum bringt Rohlfs mit den Arbeiten van Goghs,
Gauguins, Cézannes, Matisses und der jungen Expressionisten
Nolde, Kirchner, Heckel in Berührung,
was seine Malweise veränderte.
Ab 1903 entstehen vermehrt Aquarelle, von 1908 an
auch druckgraphische Werke. Angemessene Anerkennung
erfährt er erst 1919 durch eine Ausstellung
zu seinem 70. Geburtstag in der Berliner Nationalgalerie.
In seiner letzten Schaffensperiode arbeitete er
während der Sommermonate in Ascona (Tessin), im
Winter in Hagen. Christian Rohlfs stirbt in seinem
Hagener Atelier.
© Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten
Scheues Mädchen | 1919 | Wassertempera auf Papier | 63,5 × 44,5 cm | FKBA 35